AB-Foren

 

Warum Nicht-AB-Themen in AB-Foren kontraproduktiv sind.


Nichts gegen Smalltalk und soziale Kontaktpflege via Internet, ich mache das schließlich selbst gerne, aber man muß sehen, dass solche themenfremden Beiträge für den ursprünglichen Zweck von AB-Foren schädlich sind.

 

Welches Ziel / welche Hoffnung hattest Du eigentlich, als Du Dich in einem AB-Forum angemeldet hast? Damals, vielleicht schon vor Monaten oder gar Jahren? Die Antwort wird aus der Erfahrung heraus wie folgt lauten:

 

"Ich war froh und erleichert, andere Menschen gefunden zu haben, denen es genauso geht wie mir. Bis dahin dachte ich, ich wäre mit meinem Problem allein. Und irgendwo im Hinterkopf hatte ich wohl die Hoffnung, dass sich nun auch irgendwie ein Weg bietet, das AB-sein zu beenden ..."

 

Nun, nach Monaten/Jahren ... was hat sich an Deinem AB-Zustand geändert? Sicherlich hast Du ein paar Erkenntisse gewonnen und interessante Gespräche geführt, aber das war nicht die Frage.

 

Wenn sich nichts geändert hat: Was glaubst Du: gibt es eine bestimmte Anzahl von Monaten/Jahren, die Du wohl noch in AB-Foren verbringen mußt, damit sich was an Deinem AB-Zustand ändert?

 

Hast Du eigentlich WIRKLICH ein Ziel vor Augen und bist bereit, etwas dafür zu tun?

 

Anderes Szenario: Angenommen, Du hast vor, eine neue Sache zu lernen und triffst Dich dazu regelmäßig mit Gleichgesinnten, die dasselbe Ziel haben. Ihr sitzt also beispielsweise jeden Dienstagabend von 20 bis 22 Uhr mit acht Leuten in einem Raum, die Unterlagen vor Euch. Der Erste erzählt erstmal, was er heute wieder bei der Arbeit erlebt hat. Der Zweite zeigt Fotos, die er am Wochenende mit der neuen Kamera geschossen hat. Die Dritte packt Kuchen aus und fragt erstmal, ob der gelungen ist. Nachdem all das "abgearbeitet" ist, schimpft der Vierte über die aktuelle Bundesregierung. Alles wirklich interessant, ohne Ironie. Endlich, um 20.30 Uhr sagt einer: "Ähm, Leute, laßt uns jetzt mal mit dem Thema anfangen".

 

Gut, dass es einer gesagt hat, denn ab diesem Zeitpunkt ist anzunehmen, dass für die restlichen anderthalb Stunden tatsächlich an der Sache gelernt wird, für die man sich eigentlich verabredet hat. Man hat ein gemeinsames Ziel und man macht sich zeitliche Vorgaben. Kein Mensch würde diesen Lernkreis über Jahre hinweg besuchen, um über Arbeitserlebnisse, Fotos, Kuchen und Politik zu sprechen. Ohne dem eigentlichen Ziel näher zu kommen.

 

Im größten existierenden AB-Forum gibt so ein korrektives Element nicht, da sich jeder mit den unterschiedlichsten Motiven zu unterschiedlichsten Zeiten einloggt und seinen Senf abgibt. Jeder glaubt, den eigentlichen Zweck des Forums entfremden zu können, weil's gerade "so nett ist", über dieses und jenes zu plaudern.

 

Man richtet sich ein, in einem virtuellen Wohnzimmer, mit tiefen Sesseln und Knabbereien auf dem Couchtisch. Möge doch bitte keiner kommen, der meint, man solle doch jetzt mal wieder zur "Arbeitsatmosphäre" zurückkommen, sich mehr dem eigentlichen Zweck der Sache widmen.

 

Zur eigenen unterbewußten Beruhigung führt man hin und wieder ab-relevante Dialoge wie "ich habe dieses und jenes bei mir bemerkt, ist das bei Euch genauso?" oder "Könnte es sein, dass wir ABs so-und-so sind?". Abgesehen davon, dass solche Themen völlig unterrepräsentiert sind (man möge selbst zählen, welche Threads der Portalansicht wirklich der AB-Thematik gelten), bleibt man an der Oberfläche. Aus dem Gesagten werden keine Konsequenzen gezogen, es reicht, darüber gesprochen zu haben. Dazu noch mit unterschiedlichsten Einstellungen bezüglich der Ernsthaftigkeit der Fragestellung. Einige Wenige knien sich vielleicht voll rein, andere sind gerade im "Witzchen-machen"-Modus unterwegs und profilieren sich als Entertainer.

 

Ernüchternde Erkenntnis: Das größte deutsche Forum zur AB-Thematik dient im Wesentlichen der zeitvertreibenden Unterhaltung und einigen Spiegelfechtereien, die noch einen gewissen thematischen Anstrich geben. Das Forum ist zu einem sozialen Medium verkommen und sorry, nicht jedes soziale Medium ist zu begrüßen, nur weil "sozial" allgemein als positives Wort gilt.

 

Wenn sich für die einzelnen Teilnehmer über Monate und Jahre bei den Teilnehmern nicht wirklich was tut, dann kann man das nicht Selbsthilfeforum nennen. Dann hat das Forum seinen ursprünglichen Zweck verfehlt.

 

Und sorry zum Zweiten: Dass sich Paare übers Forum kennengelernt haben, ist sehr erfreulich, aber nichts anderes, als glückliche Zufallstreffer. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, aufgrund einer höhere Konzentration von Menschen mit denselben Grundlagen.

 

Wenn man tatsächlich das Ziel hat, den eigenen AB-Zustand zu ändern, dann ist das keine leichte Aufgabe. Dann muß es zwangsläufig ans Eingemachte der eigenen Psyche gehen, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg den Lauf des eigenen Lebens mitbestimmt hat. Denn AB-sein hat immer mit der eigenen Person zu tun im Kontext zur Umgebung, in der man sich bewegt.

 

Veränderungen sind im eigenen Denken, im eigenen Bewerten und im Äußeren notwendig. Dazu braucht es zunächst eine unvernebelte Innenschau, so gut es geht. Veränderungen sind unbequem, denn man verläßt dabei immer die eigenen Komfortzone, in der man sich eingerichtet hat, wo es nicht weh tun und es nirgendwo zwickt. Leider gehört das größte deutsche AB-Forum in seiner jetzigen Ausgestaltung zur Komfortzone dazu. Aber hoffen kann man immer ...


AB-Foren können immer nur eine Hilfestellung bei der Lösung des eigenen Problems sein ... wenn man sie auch so nutzt und nicht zweckentfremdet.

 

Und zum Letzten: Es gibt kein "sowohl als auch". Eine unterhaltsame Spielecke in einem virtuellen Selbsthilferaum zu haben, ist fatal. Denn nichts ist angenehmer, als sich vom Unbequemen abzulenken. Den Beweis für diese These kann man live bewundern. Dabei verliert man selbst das Ziel aus den Augen und stört diejenigen, die das Ziel noch verfolgen.

 

Entschuldigung:

Was war noch Dein Ziel?